Prof. Dr. Horst Marschall Universitäre Forschung & Lehre (Petrologie, Geochemie & Geochronologie)

Prof. Dr. Horst Marschall

Universitätsprofessor
(Wilhelm-Heraeus Professor for Deep Earth Processes)

Goethe-Universität Frankfurt, Institut für Geowissenschaften

Warum haben Sie Geowissenschaften studiert?

Das geht letztendlich auf meine Begeisterung für Dinosaurier als Sechsjähriger zurück, die dazu führte, dass ich schon als Grundschüler die geologische Zeittafel auswendig kannte. Mit einem kleinen Hämmerchen bewaffnet suchte ich in einem Waldstück in der Nähe meines Elternhauses karbonische Pflanzenfossilien. In der Schule interessierten mich vor allem die Naturwissenschaften und in der Oberstufe gab es sogar einen Wahlkurs „Geologie“ bei dem wir Exkursionen, beispielsweise ins Nördlinger Ries, unternahmen. Nach dem Zivildienst war dann die Wahl eines Studiums im Bereich Geowissenschaften naheliegend, wobei das Studium in den 1990er Jahren noch getrennt in Mineralogie und Geologie organisiert war

Horst Marschall steht vor einem riesigen Bohrloch.

Wie sah Ihr bisheriger Werdegang aus?

  • Studium der Mineralogie an der Ruperto Carola (1996–2000), Abschluss als Diplom-Mineraloge „mit Auszeichnung“. Diplomarbeit über Granulite aus dem Schwarzwald.
  • Doktorarbeit am Institut für Mineralogie der Ruperto Carola, Promotion zum Thema „Lithium, beryllium and boron in high-pressure metamorphic rocks from Syros (Greece)” mit analytischem Arbeitsschwerpunkt an der Ionensonde. Promotion 2005 ‘Summa cum Laude’ und Auszeichnung mit dem Ruprecht-Karls-Preis.
  • Postdoc an der University of Bristol, UK (2005–2010) zunächst mit einem Marie-Curie-Stipendium der EU, im Anschluss als Postdoctoral Research Assistant.
  • 2011–2016 Tenure-Track Scientist an der Woods Hole Oceanographic Institution (WHOI) in Massachusetts (USA)

Was machen Sie heute?

Meine Forschungsschwerpunkte sind die Entwicklung der Erdkruste und des Erdmantels über den langen Zeitraum seit der Entstehung des Planeten und die Wechselwirkung zwischen Kruste und Mantel, zwischen Erdoberfläche und Erdinnerem. Hierbei spielen besonders die Prozesse, die an den Grenzen der großen tektonischen Platten ablaufen, und an denen der Hauptteil des Vulkanismus auf der Erde stattfindet, eine zentrale Rolle. Ich war im Rahmen dieser Forschung bereits auf allen sieben Kontinenten unterwegs, einschließlich einer zweimonatigen Tour mit dem Zelt durch die Antarktis. 2019 habe ich gemeinsam mit Prof. Wolfgang Müller das Frankfurt Isotope & Element Research Center (FIERCE) gegründet, ein interdisziplinäres Zentrum zur Spurenelement- und Isotopenanalytik mit Schwerpunkten in den Geowissenschaften, aber auch mit Anwendungen in der Festkörperphysik, der Archäologie, der Biologie und der Paläoanthropologie.

In der Lehre spielt für mich die Vermittlung des Verständnisses von geologischen Prozessen die zentrale Rolle. Die Studierenden sollen begreifen, wie all die vielen Beobachtungen und Werkzeuge dazu eingesetzt werden können das komplexe Zusammenspiel der verschiedenen Teile des Systems Erde zu entschlüsseln und nachzuvollziehen. Dies kann im Gelände im großen Maßstab genauso vermittelt werden wie im mikroskopischen Maßstab im Labor.

Horst Marschall steht vor einem Berg, wo er seine Hand an die Schichtgrenze zweier Gesteine hält.

Was macht Ihnen an Ihrem Job am meisten Spaß?

Forschung an der vordersten Front der Wissenschaft; originär neues Wissen zu erlangen, das Verständnis der Menschheit für die Welt, in der wir leben zu vertiefen, fasziniert mich. Den Umgang mit Studierenden und Nachwuchswissenschaftler*innen und die damit verbundene Weitergabe des Wissens finde ich sehr erfüllend. Die Tatsache, dass an einer Universität eine Vielzahl an Menschen anzutreffen ist, die ein hohes intellektuelles Niveau pflegen, macht den Campus und die Arbeit dort zu einer inspirierenden und anregenden Erfahrung. Als Geowissenschaftler führt man außerdem Geländearbeit und Exkursionen in interessanten Gegenden der Welt durch, die man dadurch intensiv kennenlernt, in meinem Fall unter Anderem den Oman, Island, die Ägäis, die Karibik, Chile und die Antarktis.

Wie sehen Ihre beruflichen Zukunftspläne aus?

Ich plane in meiner jetzigen Position an der Goethe Universität zu bleiben und meine Forschung voranzutreiben, vor allem aber auch Forschungsinfrastruktur für Nachwuchswissenschaftler*innen zu schaffen und größere Verbundprojekte mit aufzubauen. Im Bereich der Lehre rechne ich damit, dass sich die Art der Wissensvermittlung in den nächsten Jahren ganz stark verändern wird. Wir werden aus der Corona-Krise viele Aspekte der Digitalisierung mitnehmen und in Zukunft mit Präsenzunterricht zu einer neuen, interaktiven Art der Wissens- und Verständnisvermittlung kombinieren.