Dipl. Geol. Bernd Kippenhan Baugrunduntersuchung
Dipl. Geol. Bernd Kippenhan
Amtsleiter im Amt für Infrastruktur
Stadt Sinsheim
Warum haben Sie Geowissenschaften studiert?
Ich hatte ein generelles Interesse für die Geologie und mir war es sehr wichtig, einen Beruf zu erlernen, bei dem ich nicht nur geistig gefordert war, sondern auch etwas mit den Händen schaffen konnte. Das Spannende am geowissenschaftlichen Studium war, dass es so breit gefächert war und ich bis zum Vordiplom sehr viel in den klassischen Naturwissenschaften gelernt habe. Das hat mir so viel Spaß gemacht, dass ich in den Geowissenschaften geblieben bin, die ja wiederum auch sehr breit gefächert sind.
Wie sah Ihr bisheriger Werdegang aus?
In der Diplomarbeit habe ich mich in Sedimentologie spezialisiert und mit Schwermetallanalytik befasst. Die Geländearbeit dafür war sehr abenteuerlich, da ich mich für die Durchführung von Quecksilberanalysen bei der Goldgewinnung wochenlang bei den Goldschürfern im Amazonasbecken aufhalten durfte. Bei meiner anschließenden Tätigkeit in einem Ingenieurbüro, in dem wir das Planfeststellungsverfahren für die ICE-Trasse durchgeführt haben, habe ich die Tiefbohrungen für den Tunnelbau betreut, also die Geotechnik und Felsmechanik. Zu meinen Aufgaben gehörte auch die geologische Kartierung für die Erweiterung des Flughafens Stuttgart. Mein spektakulärster von vielen Auslandseinsätzen war in Papua Neuguinea die Gründungsberatung von Strommasten bzw. Überlandleitungen. Auch bei „Stuttgart 21“ habe ich die Geotechnik bei den Probebohrungen für die Eisenbahntrasse sowie den Bahnhof betreut. Dann kam die Zeit, in der ich gerne noch einmal etwas anderes als Bohrungen machen wollte, so dass ich als Amtsleiter für das Bauamt der Gemeinde Bammental die Zuständigkeit für den Hoch- und Tiefbau, also sowohl Gebäude- als auch Straßenbau, Wasserleitungsbau und Kanalbau, übernommen habe.

Was machen Sie heute?
Nach achtzehn Jahren bin ich zur Stadt Sinsheim gewechselt, wo ich heute im Amt für Infrastruktur für den Tiefbau zuständig bin. Meine Tätigkeit umfasst das Personal- und Projektmanagement in den Bereichen Straßenbau, Ingenieurbau (Brücken, Unterführungen, Gewässer- und Hochwasserschutz, Regenrückhaltebecken, Gewässerrenaturierung) und der Abteilung Grünflächenamt (Straßenbegleitgrün, Parkanlagen, Friedhöfe, Sportplätze, Spielplätze, Baumpflege), wobei ich meine Leute bei der Planung berate und geologische Gutachten durchschaue. Ich bin zwar selber nicht mehr auf Baustellen unterwegs, und manchmal fehlt mir das schon, aber die Geologie hilft mir jeden Tag! Aufgrund des breitgefächerten Studiums und interdisziplinären Arbeitens, das wir lernen mussten, bin ich es gewöhnt, über den Tellerrand hinaus zu arbeiten.

Was macht Ihnen an Ihrem Job am meisten Spaß?
Mir macht es am meisten Spaß, dass ich für meine Leute als „Auskunftsbüro“ fungiere und ihnen mit meinem Wissen und meiner langjährigen Erfahrung beratend zur Seite stehen kann. Und die Vielfältigkeit – ich muss mich mit unfassbar vielen verschiedenen Themen beschäftigen und mich immer wieder in neue Themen einarbeiten – ich mache nie das gleiche.
Welche Herausforderungen bringt Ihr Job mit sich?
Es ist eine Herausforderung, ein starkes Team zusammenzustellen: in allen Bereichen, vom Bauarbeiter bis zum Ingenieur, werden gute Leute gebraucht, aber die Kommune zahlt relativ schlecht. Und das Verwaltungsrecht bringt einen als Techniker zur Verzweiflung. Auch die Kommunikation zwischen Technikern und Verwaltung ist nicht einfach, da wir nicht die gleiche „Sprache“ sprechen.
Wie sehen Ihre beruflichen Zukunftspläne aus?
Die sind völlig offen. Von der Gehaltsstufe her würde ich mich gerne noch einmal verändern. Aber ich kann mir für die Zukunft alles vorstellen, auch ins Ausland zu gehen, falls sich irgendetwas ergeben sollte.