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Dr. Martin Oczlon Lagerstättengeologie, Exploration & Erzaufbereitung

Dr. Martin Oczlon

Geologe

z.Z. Selbstständig (Consulting)

Warum haben Sie Geowissenschaften studiert?

Schon als Elfjähriger war ich an Fossilien und Gesteinen interessiert und wusste immer, dass ich das studieren werde.

Wie sah Ihr bisheriger Werdegang aus?

Zunächst hatte ich eine akademische Laufbahn zu Themen meiner Promotion im Sinn, also Sedimentologie und plattentektonische Interpretation der Varisziden. Meine Ansätze waren neu, und ich musste erkennen, dass man mit Neuem kaum auf Gegenliebe stößt. Zu einer internationalen Varisziden-Konferenz in Göttingen (1990) wurde mein Vortrag nicht akzeptiert, aber ich konnte ein Poster präsentieren. Der damals führende Professor und Organisator ließ es sich nicht nehmen, mich auf die Unmöglichkeit meiner Vorstellungen hinzuweisen. Er wusste jedoch nicht, dass ich die meisten seiner Arbeiten gelesen hatte und die von ihm ignorierten Gegenargumente mit Autor, Journal und Seitenzahl zitieren konnte – es folgte eine siebenstündige Diskussion im Foyer, die bald von einer neugierigen Menge verfolgt wurde, welche sich um unseren Tisch scharte. Am Ende musste er zugeben, dass ich recht haben konnte. Für mich war das ein Pyrrhus-Sieg, denn mir wurde klar, dass ich in diesem akademischen Umfeld in Deutschland keine Chance haben würde. Aus der Menge bekam ich mehrere Jobangebote, u.a. eine Postdoc-Stelle in Berkeley, California. Ich ärgere mich heute noch, dass ich die ausgeschlagen habe, aber die Herren aus der Rohstoff-Industrie waren überzeugender. So kam ich an eine begehrte Stelle in einem Welt-Rohstoffunternehmen, ohne mich bewerben zu müssen. In gewissem Sinne hatte ich das aber schon, und hier liegt die Erkenntnis, die ich jedem mitgeben kann: egal was du machst, mache es mit voller Motivation und vollem Einsatz und überzeuge damit. Letztendlich ist es Leuten, die einen als Geologen einstellen, nicht so wichtig, was man macht oder schon gemacht hat, sondern wie man arbeitet, wie flexibel und motiviert man ist und welche Auffassungsgabe man besitzt.

Für das Rohstoffunternehmen habe ich viele Projekte im Ausland durchgeführt, z.B. in der Türkei, in Kasachstan, Rumänien, Bulgarien, den österreichischen Alpen; und auch in Australien und Brasilien war ich an Projekten beteiligt. Meine Aufgaben bei der Exploration von Lagerstätten beinhalteten viel Geländearbeit und ein bisschen Bürotätigkeit und reichten von geophysikalischen Messungen, z.B. Bodenmagnetik, Bodenprobennahme und Kartierungen im Vorfeld über das Setzen der Bohrlöcher, die Bohrungen und das Loggen der Bohrkerne bis hin zur Datenauswertung und Interpretation. Bei einem Projekt in Pakistan war ich einer der wenigen Geologen, die die Ehre hatten, eine Entdeckerbohrung in einen „worldclass“ Erzkörper zu treiben.

Porträt von Martin Oczlon

Was machen Sie heute?

Heute bin ich im Consulting tätig und übernehme die Leitung oder (für Dritte) Begutachtung von Rohstoff-Explorations-Projekten, d.h. ich beurteile, z.B. für Banken, welcher Wert in einem Projekt steckt. Ich entwerfe auch konstruktive Pläne für Explorationsunternehmen, die basierend auf der bestehenden Datenlage aufzeigen, wie ihr jeweiliges Projekt zu einer Ressource oder zum Abbau geführt werden kann. Ein weiterer Bereich, mit dem ich mich beschäftige, ist die Optimierung von Erz-Aufbereitungstechniken für Labore, die unter meiner Anleitung entsprechende Testarbeiten durchführen.

Ein Stein

Was macht Ihnen an Ihrem Job am meisten Spaß?

Im Gelände zu arbeiten! Und auch aus einem „grass roots“-Projekt mit Erfahrung, Intuition (wo bohren, wenn das Geld knapp ist?) und guten Ideen eine wirtschaftlich abbaubare Lagerstätte zu machen.

Wie sehen Ihre beruflichen Zukunftspläne aus?

Noch etwas mit akademischer Bedeutung zu leisten, wie etwa die populäre, aber umstrittene „Snowball“-Hypothese (worin die Erde über Millionen Jahre komplett zugefroren gewesen sein soll) in einem Team aus Geowissenschaftlern endgültig zu widerlegen. Deren Anhänger müssen ihr Modell jedesmal mit Twists retten, wenn wieder eines ihrer Postulate falsifiziert wurde. Dazu würde ich bei der Geländearbeit u.a. Methoden einsetzen, die ich in der Rohstoffindustrie gelernt habe.

Zwei Personen im Wald